Sonntag, 11. September 2016

11.9. 2016: Apartheid und Gentrifizierung

Johannesburg - Themen: Apartheid & Gentrifizierung (11.9.2016)
Heute ging es zum ersten Mal in die größte Stadt Südafrikas - Johannesburg. Erster Programmpunkt war das Apartheid-Museum. Das Museum zeichnete sich vor allem durch eindrucksvolle Bilder, Videobeiträge sowie eindringliche Zitate aus ("One Day i will be the first black President of South Africa", Nelson Mandela 1952).
Die Geschichte von der Kolonialzeit bis zur Überwindung der gesetzlichen Rassentrennung 1994 durch die Wahl Nelson Mandelas zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas ist schwer nachzuempfinden, vor allem die Verankerung dieser Trennung durch Gesetzgebungen der Regierung ab den 50er Jahren. Eindrucksvoll erschien vor allem die Hervorhebung des Volkshelden Nelson Mandela, der als ein Führer des Widerstandes und Ikone während seiner Inhaftierung, vor allem auf Robben Island, verstanden werden muss. Ausstellungsgegenstände, wie bspw. Militärfahrzeuge und zeitgenössische Fernsehbeiträge zeigten wie brutal der Kampf zwischen der für die Apartheidgesetze verantwortlichen Regierung und dem Widerstand sich entwickelte, vor allem in den 70er und 80er Jahren. An dieser Stelle ist besonders an den blutig niedergeschlagenen Schüleraufstand von Soweto aus dem Jahre 1976 zu erinnern.

Als das Land durch den inneren Protest und den außenpolitischen wirtschaftlichen Boykott gewissermaßen isoliert war, wurde die Regierung zum Umdenken gezwungen und verhandelte mit dem Widerstand im Sinne einer Reformierung der Apartheidgesetze. Vor allem Mandela forderte bis zuletzt eine vollkommene Abschaffung der Apartheid und lehnte sogar seine Freilassung ab. 1990 wurde er schließlich von Präsident F.W. De Klerk freigelassen und die zuvor im Zuge der Apartheid verbotenen Parteien wurden wieder zugelassen. Bei der ersten freien Wahl 1994 wurde Nelson Mandela schließlich erster schwarzer Präsident Südafrikas, zeichnete sich aber vor allem durch eine Politik der Harmonie zwischen den ethnischen Gruppen aus. Inwiefern der Gedanke der Rassentrennung gegenwärtig noch besteht oder es evtl. sogar eine Anti-Apartheid geben könnte, ist in der südafrikanischen Gesellschaft ein sehr sensibles Thema. Diesbezüglich bedarf es in den nächsten Tagen weiterer Gespräche mit Einheimischen.
Nach dem Apartheid-Museum ging es dann Richtung Downtown Johannesburg auf einen Foodmarket. Dieser befindet sich am Rande des Industrierings in einer alten, sanierten Lagerhalle. Dort gibt es zahlreiche Essensangebote, vom veganen Eis über Paella bis zum Pulled Pork-Burger. Im oberen Geschoss konnte man zudem einige Kunstausstellungen und Shops besuchen. Am Eingang des Food-Markets spielte sehr enthusiastisch eine afrikanische Band, zu der auch einige Einheimische tanzten. Wenn man den Food-Market-Bereich verließ und in die linke Nachbarstrasse ging, war von Gentrifizierung jedoch nichts mehr zu spüren. Hier prägten heruntergekommene Häuser, dreckige sowie stinkende Abwasserkanäle und leerstehende Häuser das Stadtbild. Im Gegensatz dazu war die rechte Seite des Wohnblocks ebenfalls durch "Hipster"-Cafes, stylische kleine Läden und exklusive Lofts geprägt. Einen typischen Gentrifizierungsprozess mit einem Verdrängen der Bevölkerung hat und wird es hier jedoch nicht geben, da der Stadtteil hauptsächlich von Leerstand und Obdachlosen geprägt ist. Auch vor Kriminalität in diesem Viertel wurden wir von unserem Busfahrer gewarnt. Diese konnten wir im gentrifizierten Bereich zwar nicht feststellen, wenn man aber in die kleineren, umliegenden Gassen schaute, so wurde man sich der Gefahr jedoch durchaus bewusst.

Nach dem Abstecher zum besagten "Market on Main" fuhren wir dann Richtung Fourways im Norden von Johannesburg, ein Stadtteil, in dem viele Gated Communities zu finden sind. Leider konnten wir diese jedoch nur von Außen begutachten, da es sich als sehr schwierig gestaltet hat, auch nur für ein bis zwei Minuten diese von innen betrachten zu dürfen. Auf dem Rückweg nach Pretoria haben wir schließlich die Union Buildings besichtigt, in denen sich der Sitz der südafrikanischen Regierung sowie die Amtsräume des Präsidenten befinden. Hier waren wir insbesondere von der großen Mandela-Statue beeindruckt, die zu seinem Tod errichtet wurde.

Wir haben heute selbstverständlich auch viele interessante Fotos gemacht, die wir euch jedoch aufgrund der Internetsituation im Hostel aktuell noch nicht hochladen können. Sie folgen dann bei besseren WLAN-Bedingungen in den kommenden Tagen. Der erste Exkursionstag war sehr ereignisreich und wir freuen uns schon sehr auf die kommenden Tage.