Donnerstag, 22. September 2016

21.09. 2016 Eine Nacht im Rondavel


Pünktlich um 8 Uhr sind wir im Hluhuluwe Park Richtung Msinga aufgebrochen. Die eigentliche Ankunftszeit von 12 Uhr haben wir allerdings knapp um 6 Stunden verfehlt, da die Route für unseren Bus sehr schwierig zu bewältigen war.
Hinweis an einer Tankstellentoilette
Unterwegs mussten wir bei einigen Stopps feststellen, dass aufgrund der Dürre die Wasserversorgung eingestellt wurde und somit auch keine Toilettengänge möglich waren. Kontrovers zu dieser Wassersparpolitik war jedoch, dass die Frontscheibe unseres Busses an jeder Tankstelle ohne Aufforderung penibel gereinigt wurde. Allgemein ist die Wasserversorgung in dieser Region gesetzlich geregelt; einmal pro Woche soll ein Tanklaster gefüllt mit Trinkwasser kommen. Diese Problematik kannten wir bereits aus dem Nationalpark, in dem wir jedoch aufgrund von regelmäßigen Wasserlieferungen stets duschen konnten.
Außerdem ist uns während der Fahrt erneut deutlich geworden, wie vielfältig die Landschaften in Südafrika sind: alleine auf dieser Fahrt - von Savanne im Nationalpark, über Wald geprägt durch Forstwirtschaft, über Buschlandschaft bis hin zur Trockensavanne mit Subsistenzwirtschaft. Im Zusammenhang mit dieser Trockenheit konnten wir auch einige großflächige Grasbrände beobachten.

Grasbrände
Die Dürreperiode zeigte sich auch durch viele ausgetrocknete Flussbetten, rissige Böden und abgemagertes Vieh. Als wir endlich am Zielort ankommen und Rauri Alcock uns mit einem gekühlten Bier und Softdrinks empfing, waren die Strapazen der langwierigen Busfahrt vergessen.   
Vor Ort trafen wir gegen Abend auf die Gastfamilien in Msinga. Hier unterstützt Misereor ein Projekt, das die Situation der Kleinbauern verbessern soll. Geleitet wird dies von Rauri Alcock, der als Weißer selbst in einer Zulu-Community groß geworden ist.  
Nach einer 8-stündigen Busfahrt, mussten wir den letzten Teil der Strecke wegen der für einen Bus ungünstigen Straßenverhältnisse mit einem Pick-up gebracht werden. Wir trafen in einem kleinen Familiendorf mit ca. 7 Rundhütten ein und wurden aufgrund der Sprachbarrieren von den Bewohnern eher verhalten empfangen. Rauri diente jedoch als Übersetzer und Vermittler und so konnten wir einen kulturellen Abend mit afrikanischem Braai verbringen. 
Dabei erfuhren wir einiges über die Traditionen der Community: beispielsweise schlafen Männer und Frauen in verschiedenen Hütten, speisen auf verschiedenen Seiten innerhalb einer Hütte, dabei sitzen die Männer auf Fellen, die Frauen jedoch auf Matten. Ein Mann hat oftmals zwei oder mehr Frauen, die eine Art Scherpe tragen, die ihre Zugehörigkeit zu ihrem Mann zeigt. Generell wurde deutlich, dass die Frauen hier eine deutlich niedrigere Stellung als die Männer haben. Oftmals sind die Ehemänner nur wenige Tage im Jahr im Dorf, da sie in Johannesburg oder anderen Großstädten arbeiten.

Rundhütten in Msinga
Im Anschluss wurden wir in 2er-Gruppen in verschiedene Gastfamilien aufgeteilt, wo wir die Nacht meist in Rundhütten verbrachten. Empfangen wurden wir von unseren Gastfamilien, hier ein Erlebnis von zwei Studentinnen, das zeigt, wie sich die Kulturen kreuzten: „Wir wurden von zwei Frauen empfangen, einmal dem Familienoberhaupt, der Großmutter und ihrer Schwiegertochter. Sie waren freudig erregt und vermittelten dank eines Übersetzers ihre Freude, dass wir da sind. Die Frauen führten uns in eine Rundhütte und redeten aufgeregt auf Zulu mit uns. Sie führte uns über ihr „Anwesen“ und zeigte uns alles Wichtige. Danach führte sie uns zurück in die Hütte und die Schwiegertochter brachte zwei Plastikwannen und einen großen Eimer heißes Wasser. Sie signalisierten uns, dass wir uns das Gesicht waschen sollten, was wir daraufhin taten. Allerdings wollten sie nicht, dass wir nur unser Gesicht waschen, sondern wir sollten uns entkleiden und komplett waschen. Wir waren sehr perplex, aber begannen uns auszuziehen und zu waschen. Erst als wir im Bett lagen, verließ die Hausherrin die Hütte und ließ uns allein. Dieser Abend war ganz anders als erwartet und ein echtes kulturelles Erlebnis.“