Montag, 12. September 2016

12.09. 2016: Schulbesuch in Soweto, Besuch beim CIE & der AHK


Hunderte fröhliche Gesichter

Gottsacker/MISEREOR


Heute hat uns unsere Reise nach Soweto (South Western Townships) geführt, wo wir zwei Schulen besucht haben. Eine Hälfte der Gruppe hat sich die Primary School (Klasse 1 – 7) angeschaut. Die zweite Hälfte hat sich die anliegende Highschool angeschaut.


Als wir das Schulgelände betraten, strahlten uns hunderte fröhliche Gesichter an. Der Schulhof war voll mit Schülern in Uniformen, die aufgereiht darauf warteten, dass sie in die Klasse gebracht werden. Der erste Eindruck wurde von diesen strahlenden Kindern geprägt. Die sonstigen Gegebenheiten traten zunächst in den Hintergrund. Die Schüler wirkten so fröhlich und aufgeweckt, was sich auch später im Unterricht noch verstärkt zeigte. Wir waren begeistert, wie die Dynamik der Schule ist. Der Unterricht lief ganz anders ab, als wir es aus unseren Schulen gewöhnt sind. 



Als wir die relativ kleinen Klassenzimmer betraten, waren wir geschockt, wie viele Schüler uns dort erwarteten. Wir kamen in Klassen mit über 40 Schülern, was hier in Südafrika an der Tagesordnung liegt. Die Schulen werden in fünf Kategorien eingestuft; je weniger Schüler in einer Klasse bzw. auf einen Lehrer kommen, umso höher wird die Schule eingestuft. Die Schulen der höheren Kategorien werden jedoch weniger vom Staat unterstützt, sodass die Schulgebühren für die Familien steigen. Zusätzlich zu den Gebühren kommen allerdings auch noch die Kosten für die Schuluniform und Schulbücher hinzu. Viele der Schüler, die nicht in der direkten Nähe der Schule wohnen, müssen mit Taxibussen zur Schule fahren. Eine Schülerin hat uns erzählte, dass sie teilweise auch 2 Stunden zu Fuß zur Schule läuft, wenn sie den Taxibus verpasst.
Wir bekamen teilweise sogar die Gelegenheit, selbst Teile des Unterrichts zu übernehmen.
Gottsacker/MISEREOR
Vor allem die Schüler der Primary School löcherten uns mit Fragen über Deutschland. Die größten Überraschungen für die Schüler waren, dass wir tatsächlich eine Frau als Bundeskanzler haben, Bildung in Deutschland komplett kostenlos ist und dass man für 16 Rand nur einen Euro bekommt. Wir waren erstaunt über das gute Englischniveau der jungen Schüler. Englisch als Unterrichtssprache ist vor allem in städtischen Schulen häufig, auch wenn die Muttersprachen der meisten Schüler Zulu, Sotho oder Xhosa sind. Die Schulbücher waren besser als wir erwartet hatten. Die Unterrichtsmethoden waren monoton. Oft wurde von der Lehrkraft ein Satz vorgesagt, der von allen Schülern im Chor nachgeplappert werden musste. 
Gottsacker/MISEREOR

Im Anschluss an den Besuch der Schulen trafen wir uns mit Vertretern des Catholic Institute of Education (http://www.cie.org.za/who_are_we/), mit denen wir unsere Eindrücke diskutierten. Insbesondere die schlechte Qualifikation der Lehrer und die Tatsache, dass 50% der Schüler vor ihrem Abschluss die Schule abbrechen, regte uns zum Nachdenken an. Bei Jungen ist oftmals das Abrutschen in die Kriminalität der Grund für das Abbrechen der Schule, bei den Mädchen ist es am häufigsten eine Schwangerschaft (45.000 Schülerinnen pro Jahr; davon 2.500 vor der 8.Klasse). 
 
Gottsacker/MISEREOR

Termin bei der Deutschen IHK für Südafrika

Im Nachmittag hatten wir einen Termin bei der Deutschen IHK für Südafrika im Township Soweto. Hierbei ging es weniger emotional zu als bei unseren vorherigen Terminen, es war eher ein Vortrag mit Fragerunde. Daher ändert sich an dieser Stelle auch die Art unseres Blogeintrags ein wenig.

Unser Gesprächspartner sollte eigentlich Herr Matthias Boddenberg als Repräsentant des Freistaates Bayern sein, dieser ließ sich aber aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen. Er wurde von zwei Kollegen vertreten.Nach einem kurzen Briefing über die Aktivitäten der AHK (Außenhandelskammer) hatten wir ausreichend Zeit für Fragen und Diskussionen.

Über die AHK

Die AHK vertritt seit 2007 deutsche Unternehmen und Institutionen in Südafrika. Sie vermittelt dabei Geschäfts- und Wirtschaftskontakte.


Bayern in Südafrika
Bayerische Firmen in Südafrika verfügen in der Öffentlichkeit über einen sehr guten Ruf. Traditionsmarken wie Allianz, Audi, BMW, EADS, MAN und Münchener Rückversicherung stehen für über 100 Jahre intensiver Wirtschaftsbeziehungen. Mehr als 40 bayerische Unternehmen sind im Land aktiv.

Südafrika in Bayern
Mit einem Außenhandelsvolumen von rund 1,8 Mrd. Euro ist Südafrika Bayerns zweitwichtigster Handelspartner und wichtigster Exportpartner auf dem afrikanischen Kontinent. Bayerns Einfuhren von rund 500 Mio. Euro stehen Exporten Bayerns nach Südafrika von 1,3 Mrd. Euro gegenüber.


3 Kompetenzzentren für Südafrika zur Verbesserung der Auswirkungen ihrer Mitgliedsunternehmen:
- Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
- Bergbau und Rohstoffe
- Corporate Social Responsibility (soziale Verantwortung)

Ausbildungsprogramme für lokale Bevölkerung:
CATS duale Ausbildung (vgl. Industriekaufmann/-frau)  nach deutschen Standards und mit anerkannter Zertifizierung sowohl in Deutschland als auch in Südafrika.

Ausbildungsprogramm im Handwerk (Dachdecker, Maurer, Fließenleger etc.).


Q&A

Welche Vorteile bietet der südafrikanische Markt für deutsche Unternehmen?
Zu den Vorteilen zählen der große Absatzmarkt des Landes (Funktion als Tor zum afrikanischen Kontinent & wachsende Mittelschicht), verhältnismäßig gute Infrastruktur, politische Stabilität und eine große industrielle Basis für den Markteinstieg. Außerdem gilt das Label "Made in Germany" als eine sehr zuverlässige Marke in Südafrika und genießt großes Vertrauen.
Welche Probleme und Risiken birgt der südafrikanische Markt?
Zu den Risiken für deutsche Investitionen in Südafrika zählen unter anderem:
  • Steigende Energiepreise & gleichzeitige Energieknappheit (fehlende Versorgungssicherheit)
  • Soziales Ungleichgewicht (große Schere zwischen Arm und Reich)
  • Konflikte und Streiks
  • Währungsschwankungen
  • Visabeschränkungen (Kaum Arbeitsvisa für ausländische Fachkräfte & Experten)
  • fehlende Fachkräfte bzw. niedriges Bildungsniveau
  • Einschränkender gesetzlicher Rahmen bzgl. einheimischer Bevölkerung  (Quotenregelung in der Beschäftigung und bestimmte Unternehmensanteile müssen in lokaler Hand sein).
Wie profitiert Südafrika von ausländischen Investitionen und Unternehmen? 
  • Schaffung von Arbeitsplätzen
  • Infrastrukturinvestitionen
  • Steuereinnahmen
Was sind die hauptsächlichen Exportgüter von Südafrika nach Deutschland?
Deutschland ist der zweitgrößte Handelspartner Südafrikas, dabei werden hauptsächlich unverarbeitete Rohstoffe aus der Bergbauindustrie (Metalle, Kohle, Gold, Diamanten) exportiert.

Dienstleistungen der AHK für deutsche und afrikanische Unternehmen: 
  • Networking-Events
  • Marktbeobachtung
  • Auswertung von Marktinformationen
  • Vermittlung von Geschäftspartnern
  • Begleitung von Geschäftsreisen
  • Workshops und Seminare
  • Marktstudien 

Fazit

Abschließend bleibt uns noch die Gelegenheit ein paar persönliche Eindrücke vom Besuch bei der AHK zu formulieren. Grundsätzlich ist uns aufgefallen, dass man sich auf dem Gelände schon eher wie "zu Hause" fühlt und nicht als wäre man mitten in Johannesburg. Insbesondere zum Schulbesuch am Vormittag war der Nachmittag ein Kontrastprogramm. Auf Nachfragen zu Umwelt- bzw. Menschenrechtsfragen wurde tendenziell zurückhaltend geantwortet, dies liegt daran, dass der Schwerpunkt der Tätigkeit der AHK in der Vertretung der deutschen Wirtschaft im Ausland liegt. Umwelt- und Menschenrechtsprobleme sind zwar bekannt, aber nicht Hauptbestandteil der Tätigkeit der AHK. Dennoch bietet die AHK Workshops und Seminare zur Weiterbildung bezüglich Nachhaltigkeit (z.B. Wassermanagement) an.